Fasten– oder Passionszeit
Sieben Wochen ohne...
In diesem Jahr wollen wir an dieser Stelle einen besonderen Fokus auf das Kirchenjahr legen. So rückt nun die Fasten- oder Passionszeit in den Blick.
Grosse Feste werfen immer einen grossen Schatten voraus. Das ist auch beim Osterfest mit einer siebenwöchigen Fastenzeit der Fall. Manchmal spricht man auch von der „Passionszeit“, in der an das Leiden und Sterben Jesu Christi gedacht wird. Der Beginn dieser Zeit fällt auf den Aschermittwoch und endet mit Karsamstag, also dem Samstag unmittelbar vor dem Osterfest. Dabei hat die Fastenzeit jedes Jahr einen anderen Termin im Kalender. Das hängt mit dem variablen Osterfest zusammen. Dieses findet immer am ersten Sonntag, nach Vollmond, nach Frühlingsanfang statt.
Früher hat es einige Fastenbräuche gegeben, die bis in unsere heutige Zeit wirken. Z.B. besagt eine Erklärung, woher das Färben der Ostereier kommt, dass man den Eiern in der Fastenzeit unterschiedliche Farben gegeben hat, damit man zum Osterfest noch wusste, welche Eier die ältesten waren (und daher als erstes gegessen werden mussten). Auch das Starkbier der bayrischen Mönche hängt mit der Fastenzeit zusammen, die wenigstens etwas Kräftiges trinken wollten, wenn sie schon auf vieles andere verzichten mussten.
Seit einigen Jahren gibt es in der Kirche die Fasten-Aktion „Sieben Wochen ohne…“ Dabei geht es darum, dass jeder für sich selbst festlegt auf welches geliebte Produkt er oder sie verzichten möchte. Viel Kreativität ist so heute möglich (7 Wochen ohne Handy, 7 Wochen ohne Alkohol etc.). Ich selbst verzichte z.B. in dieser Zeit auf Schokolade. Das hängt auch damit zusammen, dass ich damals in meiner Jugendzeit meinen Grossvater mit einem gemeinsamen Verzicht in diesen Wochen davon abbringen konnte, seine dicken Havanna-Zigarren zu rauchen, die bereits seiner Gesundheit schadeten.
Mir fällt der Verzicht auf die Schokolade nicht leicht, aber wenn die ersten Wochen herum sind, bemerke ich viele interessante Dinge an mir. Z.B. wie mein Körper sich auf einen grossen Zuckerkonsum eingestellt hatte; (Den grossen Hunger kompensiere ich dann mit Brot und Früchten). Spirituell merke ich, dass ich viel wacher für meine Umgebung werde. Und Ostern geniesse ich das „Fasten-brechen“ mit einem edlen Stück Schokolade. Das schmeckt dann viel besser als sonst…
In diesem Jahr werden Vikarin Marie-Madeleine Minder und ich eine Fastengruppe anbieten, eine „Goldgruppe“, in der es weniger um den Verzicht, sondern eher um die „Goldmomente“ geht. Dabei wollen wir den Glauben als Ressource für unser Leben wahrnehmen und die kräftigenden Momente entdecken und im Austausch untereinander dann erleben, was wir für Erfahrungen in unserem Alltag machen (vgl. den speziellen Artikel „Goldgruppe“ ).
Pfr. Martin Domann