Geistliches Wort
Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?
(Römer 8,35)
An Krisen fehlt es momentan in der Welt nun wirklich nicht. Da gibt es den Krieg in der Ukraine, die daran gekoppelte Energieknappheit, das Coronavirus, das immer noch für Probleme sorgt, momentan vor allem in China, um nur einige zu nennen. Das war aber schon für die junge christliche Gemeinde in Rom so, der Paulus schreibt.
Damals hatten deren Gemeindemitglieder, neben individuellen Schicksalsschlägen, auch mit der Verfolgung durch den römischen Staat zu kämpfen. Und an diese Gemeinde schreibt Paulus den obenstehenden Satz: Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Wenn man ihn im Kon-
text liest, wird schnell klar, dass Paulus diese Frage rhetorisch meint. Die Antwort ist klar: Nichts, gar nichts, kann uns von der Liebe Christi scheiden. Keine Gewalt, kein Hunger, keine Verfolgung. Woher nimmt aber Paulus diese Gewissheit, dass die Liebe Christi stärker als alles ist? Er weiss, dass Jesus Christus aus Liebe zu den Menschen sogar vor einem der schlimmsten damals möglichen Tode nicht zurückgeschreckt ist, vor dem Tod am Kreuz. Gott erlebt in seinem Sohn dieses schreckliche Leid selbst. Daran erinnern wir uns besonders in dieser Zeit des Kirchenjahres, in der Passionszeit.
Aber das Beste ist: Die Liebe Christi zu uns ist so gross, dass selbst der Tod sie nicht besiegen kann. Das feiern wir an Ostern.
Was bedeutet der Satz von Paulus für uns heute?
Zunächst ist es wichtig, ein Missverständnis zu vermeiden: Dass nichts uns von der Liebe Christi scheiden kann, heisst nicht, dass plötzlich Leid, Schmerz und Tod nicht mehr so schlimm wären. Nein, schlimme Dinge passieren weiterhin, und sie müssen ernstgenommen werden, nicht verharmlost. Wenn wir aber darauf vertrauen können, dass nichts uns von der Liebe Christi scheiden kann, dann vertrauen wir damit darauf, dass das Böse nicht alles ist und auch nicht als Letztes bleibt.
Das zu glauben ist nicht immer einfach. Aber dafür bilden wir als Christenmenschen auch eine Gemeinschaft – damit wir stellvertretend füreinander an die unbedingte Liebe Christi glauben können.
Pfrn. Elisabeth Berger-Weymann